Jugendarbeit ist das Pfullendorfer Überlebenselixier

Jugendarbeit ist das Pfullendorfer Überlebenselixier

Die fetten Jahre beim SC Pfullendorf, als die Aktivmannschaft zu Beginn der Jahrhundertwende noch an der Tür zur 2. Bundesliga klopfte, sind im Tiefental längst vorbei. Vollprofis inzwischen Fehlanzeige. Die Linzgauer sind mittlerweile zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Aus eigenen Ressourcen, der Jugend, profitieren, das ist der Weg, den die Rot-Weißen gehen müssen.

Das Flaggschiff bleibt wie auch bei allen anderen Vereinen die erste Mannschaft, doch was sich da im Hintergrund, in der Jugendabteilung der Linzgauer entwickelt, ist die Zukunft des Vereins. Sollte der SCP den Weg einhalten, den er nach den letzten schwierigen Jahren eingeschlagen hat, dann stehen dem Sportclub vielleicht rosigere Zeiten als zuletzt bevor. SCP-Jugendkoordinator Klaus Steidle, der sein Amt Ende Juni offiziell an den ehemaligen Großschönacher Cheftrainer Thomas König weitergibt, sagt: „Der SCP ist am Scheideweg angelangt. Die Vorstandschaft muss jetzt die Ärmel hochkrempeln, um wieder mehr Sponsoreneinnahmen zu generieren. Ansonsten leidet auch die Jugendarbeit darunter. Die erste Mannschaft in der Oberliga ist das Leitbild für die Jungs, die hier einen enormen Aufwand betreiben,“ so Steidle, der mittlerweile seit über zehn Jahren für den SC Pfullendorf im Jugendbereich tätig ist, aber auch in schwierigen Zeiten, wie viele seiner Trainerkollegen im Nachwuchsbereich, die Fahnenstange weiter hochhalten will. Der 56-jährige übernimmt in der kommenden Saison die U17-Mannschaft, darüber hinaus leitet er auch weiterhin die Geschicke des SCP-Fussballcamps, das vom 3.-5. Juli bereits zum dritten Mal in Folge stattfindet und bereits seit Wochen mit knapp 90 Teilnehmern restlos ausgebucht ist. Des Weiteren koordiniert er auch in Zukunft gemeinsam mit Jugendleiter Stefan Brändle die im letzten November fixierte Zusammenarbeit mit dem aufstrebenden Zweitligisten RB Leipzig.

13 Jugendmannschaften stellte der SC Pfullendorf in der abgelaufenen Saison im Spielbetrieb. Betreut werden die 200 Jugendkicker von insgesamt 21 Trainern. Konzipiert wird die Jugendarbeit des Clubs vom neunköpfigen Jugendgremium, von dem Hans-Jürgen Rupp und Stefan Brändle auch in der Vorstandschaft des Vereins vertreten sind.

Vor zweieinhalb Jahren habe man im Tiefental damit begonnen, im unteren Bereich, dem Kleinkinderbereich, eine einheitliche Ausbildungsidee „rüberzubringen“, wie es Steidle ausdrückt. Dass sich diese Strategie auszahlt, zeigen vor allem die wesentlichen Verbesserungen im D-Jugendbereich im Vergleich zu den Vorjahren. In der E-Jugend sind alle drei Mannschaften des SCP in ihren jeweiligen Staffeln so gut wie Meister. „Bis zur U15 sind wir richtig gut aufgestellt, die C1 und C2 spielen in ihren jeweiligen Ligen eine richtig gute Rolle“, freut sich Steidle, der sein Amt als Jugendkoordinator niederlegt, um sich noch mehr auf seine Trainertätigkeit konzentrieren zu können. „In der Doppelfunktion konnte man nur schwer beidem wirklich gerecht werden.“ Baustelle im Pfullendorfer Tiefental bleiben weiterhin die B-Junioren, den sich Steidle in den kommenden Monaten verstärkt widmen will. „Wir haben es bisher nicht geschafft die Defizite aus jungen Jahren der Ausbildung auszumerzen. Dafür bekommen wir jetzt die Quittung“, hadert Steidle, der nun ansehen muss wie beide Mannschaften in der Verbands- und Landesliga bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen. Im A-Jugendbereich sei man laut Steidle „für unsere Verhältnisse richtig gut aufgestellt.“ Dort sehe man, dass bei beiden Jahrgängen in der U15-Oberliga von unten die Basis gelegt worden sei. „Sie spielen taktisch sehr disziplinierten Fußball“, freut sich Steidle. Gleichzeitig blickt er auf die zahlreiche Vereinsaktivitäten der letzten vergangenen zwölf Monate zurück. Gleich 11 Hallen-Futsal-Runden hat der Verein in der Wintersaison in der heimischen Stadthalle am Jakobsweg ausgerichtet. Ein herzlicher Dank gelte hierbei Peter Hofmann, dem Schwiegervater von F-Team-Trainer Mario Slawig und Teil des SCP-Jugendgremium, der hierfür das Gros der Organisation übernahm. Dies spülte einige Euronen in die SCP-Jugendkasse ein, ebenso wie der Grillstand Ende Dezember vor einem Pfullendorfer Einkaufsmarkt.

Wochen zuvor hatte der Verein mit der Zusammenarbeit mit RB Leipzig einen perspektivisch ganz wichtigen Grundstein legen können. Hierfür hatte SCP-Präsident Martin Fritz die ersten Kontakte geknüpft. Eine Zusammenarbeit, die „gelebt werden muss“ - so heißt es zumindest im gesamten Verein. Den Anfang machten die Linzgauer in den Osterferien mit dem Besuch in Leipzig, als acht Jugendspieler drei Tage im Nachwuchsleistungszentrum der Sachsen mittrainieren durften, und einen sehr guten Eindruck hinterließen. „Wir wurden überragend aufgenommen“, schwärmt Steidle immer noch vom Start der „freundschaftlichen Zusammenarbeit.“ 14 Tage später weilte Thomas Albeck, Leiter des Nachwuchsleistungszentrum von RB Leipzig, dann selbst im Tiefental. Erst hielt der ehemalige Macher der Jugendabteilung des VfB Stuttgart vor über hundert Übungsleitern aus der Region eine Trainerschulung ab, tags drauf wurde nach dem Leipziger Konzept erstmal der SCP-Talenttag veranstaltet – beides mit überwältigender Resonanz „Die Zusammenarbeit hat uns sicherlich auch nochmal einen Schub gegeben.“ Eins zu eins wird man in Pfullendorf das Leipziger Konzept sicherlich nie kopieren können, das wollen die Verantwortlich beim SCP auch gar nicht, gemeinsam soll jedoch eine einheitliche Spielidee entwickelt werden. „Nach vorne verteidigen, schnellst möglich in Ballbesitz kommen, dominante Spielweise“, so oder so ähnlich soll das Pfullendorfer Konzept in ein paar Monaten, vielleicht auch Jahren aussehen. „Ab der D1-Jugend, wo bei uns der Leistungsbereich beginnt.“ So sollen beispielsweise Basisübungen in allen Altersstufen gleich aussehen, um den Übergang später in andere Altersklassen zu vereinfachen. Dabei soll dann auch Thomas König ab Anfang Juli „seine Ideen miteinbringen, die vorhandene Struktur ausbauen.“

Daran will sich auch der ehemalige Cheftrainer des SV Großschönach messen lassen, der ein Leitbild für die Jugend erschaffen will. „Wir müssen in der Jugend unsere Hausaufgaben machen, mit dem Ziel unsere Spieler in die erste und zweite Mannschaft hochzubringen. Wir wollen ihnen natürlich auch etwas für ihre Persönlichkeitsentwicklung, ihr Leben, mitgeben. Sie sollen mit breiter Brust auftreten, aber keineswegs arrogant“, hat auch König schon ganz klare Vorstellungen. Bereits jetzt ist der ehemalige F-Team-Spieler, der die komplette Jugend des SCP durchlief, voll involviert. Seit einigen Wochen ist er für die U17 des Sportclubs zuständig.

„Selbst zu Regionalligazeiten konnten wir bis zu zehn Spieler in den Aktivenkader erfolgreich integrieren“, fährt Klaus Steidle im Gespräch fort. In der abgelaufen Saison 2014/15 standen 37 Akteure für die beiden Herrenmannschaften des SCP auf dem Platz, 24 davon reiften zuvor in der Jugendabteilung der Linzgauer. Die Jugendarbeit spiele im Verein eine „noch wichtigere Rolle“, so Steidle, der mit einem strahlenden Gesicht und aus vollem Herzen zum Abschluss sagt: „Man nehme nur das Beispiel Jonas Vogler, der bis zur Winterpause noch dem A-Juniorenkader angehörte und sich im letzten halben Jahr zu einer festen Größe im Oberliga-Kader entwickelt hat.“

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